- Sozialisation
- I. Soziologie:1. Begriff: Prozess der Eingliederung bzw. Anpassung des heranwachsenden Menschen in die ihn umgebende Gesellschaft und Kultur. Da der Mensch nicht über Instinkte verfügt, die sein Handeln steuern, muss er im Prozess der S. soziale Normen, Verhaltensstandards und Rollen erlernen, um ein im jeweiligen sozialen Kontext handlungsfähiges und verhaltenssicheres soziales Wesen zu werden und seine soziokulturelle Persönlichkeit zu entwickeln.- 2. Träger der S.: Sozialisationsinstanzen und Sozialisationsagenten (Familie, Schule, Kirche, Altersgruppen, Medien etc.).- 3. Zu unterscheiden: (1) Primäre S.: Erfolgt in der frühkindlichen Entwicklungsphase, wird vorwiegend durch die Familie vermittelt durch eine Verknüpfung kognitiver und emotionaler Inhalte; (2) sekundäre S.: Es werden neue soziale Rollen und Normen vermittelt und gelernt, doch bemüht sich die S. nur auf begrenze Verhaltensbereiche. Die Phase der primären und sekundären S. überschneiden sich.II. Wirtschaftspädagogik/Arbeits- und Organisationspsychologie:Fortdauernder Prozess der Entstehung, Entwicklung und Ausbildung von Persönlichkeitsstrukturen in beruflichen Struktur- und Interaktionszusammenhängen. Dieser Aneignungsprozess findet v.a. in der Auseinandersetzung mit beruflichen Anforderungen in schulischen und betrieblichen Einrichtungen des Berufsbildungssystems sowie während der Erwerbstätigkeit in allen beruflichen Positionen statt. Unter dem Einfluss kognitions- und handlungstheoretischer Ansätze deutet sich eine Verlagerung des Interesses auf die Analyse der Bedingungen und Möglichkeiten der Entwicklung personaler Identität im Spannungsfeld gesellschaftlicher Anforderungen und individuellen Entfaltungsanspruchs an. In diesem Sinn wird S. als kategorialer Oberbegriff aufgefasst, der die Aspekte der Personalisation (Mündigwerden in der Gesellschaft) und ⇡ Qualifikation (Handlungsfähigkeit zur Erfüllung beruflicher und gesellschaftlicher Anforderungen) umschließt.
Lexikon der Economics. 2013.